Die fünf größten Irrtümer über nachhaltiges Vanlife

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Die fünf größten Irrtümer über nachhaltiges Vanlife | Wie nachhaltig ist Vanlife wirklich? Wer auf so kleinem Raum wie in einem Wohnmobil lebt, spart automatisch eine Menge Ressourcen. Aber wer umweltbewusst mit dem Camper reisen möchte, muss mehr tun, als biologisch abbaubare Seife zu kaufen oder mit wenig Wasser so lange wie möglich auszukommen.

Im Camping-Bereich gibt es einige Missverständnisse darüber, was nachhaltig ist. Der Begriff wird von Outdoor-Unternehmen gerne benutzt, da es sich bei Vanlifer*innen und Camper*innen natürlich um naturverbundene Menschen handelt. Durch Greenwashing täuschen sie nicht nur ihre Kund*innen, sondern riskieren, mit ihren Produkten der Natur mehr zu schaden, als sie zu schützen. In diesem Artikel erfährst du, wie wir lernen, wieder mehr selbst zu denken, anstatt uns auf Hörensagen zu verlassen.

 

Irrtum 1: Je länger ich mit meinen Wasservorräten auskomme, desto besser

Wir alle wissen, dass in einem Camper nur eine begrenzte Menge Wasser verfügbar ist. Je nachdem, wie groß eben der Wassertank ist. Eine sparsame Wassernutzung hat beim Camping in den meisten Fällen weniger mit Nachhaltigkeit und mehr mit Bequemlichkeit zu tun. Selbst in Ländern, in denen Wasser im Überfluss vorhanden ist, gehen die meisten von uns sparsam damit um, um sich das lästige Auffüllen zu sparen und länger autark sein zu können.

Beim Vanlife merkt man erst mal, wie hoch das Einsparpotenzial beim eigenen Wasserverbrauch sein kann. Beim Händewaschen den Hahn schneller zudrehen. Kürzer duschen. Das Wasser vom Gemüsewaschen zum Gießen nutzen. Unterwegs lernen wir viele Einsparmöglichkeiten kennen, auf die wir zu Hause nie gekommen wären.

Aber es gibt manche Aspekte, da macht Wassersparen keinen Sinn. Wer zum Beispiel Trinkwasser in Plastikflaschen kauft, um die Wasservorräte im Tank nichts fürs Trinken nutzen zu müssen, schont damit nicht wirklich Ressourcen. Auch bei vielen Anwendungsfällen im mobilen Haushalt ist Wasser meistens die bessere Alternative. Zum Beispiel kann die Verwendung von Putzmitteln oft durch reines Wasser ersetzt werden. Glasflächen werden mit einem feuchten Mikrofastertuch streifenfrei sauber, Geschirr kann ohne Spülmittel abgespült werden – sofern das Abendessen nicht zu fettig war. Auch den Einsatz von Feuchttüchern kann man komplett vermeiden, wenn man stattdessen einfach einen feuchten Lappen nimmt, um sich zu waschen. Die Herstellung dieser Produkte verbraucht wesentlich mehr Wasser – vom Müll ganz zu schweigen.

 

Irrtum 2: Biologisch abbaubare Seife ist gut für die Umwelt

Mit biologisch abbaubarer Seife guten Gewissens im See baden? Auch wenn leider einige Hersteller*innen und Shops damit werben: Das sollte man auf gar keinen Fall tun! Selbst die grünste aller Seifen darf nicht in natürliche Gewässer gelangen, nicht einmal in die Nähe davon. Die Veränderungen durch den pH-Wert schaden den Wasserlebewesen und dem gesamten Ökosystem.

Bitte nicht falsch verstehen: Biologisch abbaubare Seifen sind natürlich umweltfreundlicher als konventionelle Seifen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie bedenkenlos in der Natur, geschweige denn in Gewässern verwendet werden können. Der Begriff „biologisch abbaubar“ sagt nur aus, dass ein Produkt in der biologischen Klärstufe einer Kläranlage vollständig abgebaut werden kann. Eine Entsorgung in der Natur ist selbst bei biologisch abbaubaren Produkten nicht vorgesehen und wird aus diesem Grund nicht untersucht. Wie schnell und wie gut ein Shampoo, eine Seife oder ein Spülmittel in der Natur abgebaut wird, ist aus diesem Grund nicht genau bekannt.

Generell kann man aber sagen, dass als biologisch abbaubar gekennzeichnete Produkte abseits von Gewässern in den meisten Fällen relativ schnell abgebaut werden. Man kann ab und an damit draußen duschen und das Spülwasser im Notfall auf der Wiese verteilen. Zu speziellen Outdoor-Seifen muss man übrigens nicht greifen. Eine reine Naturseife ist genauso gut abbaubar, enthält weniger Inhaltsstoffe und ist um einiges günstiger.

Über das große Thema der biologischen Abbaubarkeit gibt es auf meinem Blog Leise Reise einen ausführlichen Artikel: Biologisch abbaubare Seife

 

Irrtum 3: Wildtiere kacken ja auch in den Wald, also kann es nicht schaden, wenn ich es tue

Beim nachhaltigen Vanlife möchten wir der Natur genauso nahe sein wie seine Bewohner. Aber dürfen wir deren Lebensraum als Toilette benutzen, so wie es Rehe, Vögel und andere Wildtiere tun?

Was unten rauskommt, hängt unter anderem davon ab, was oben reinkommt. Da Wildtiere für gewöhnlich nicht im Supermarkt einkaufen, unterscheidet sich deren Kot von dem unseren. Rehe, Wildschweine und Vögel kacken im gleichen Wald, in dem sie auch ihre Nahrung finden. Es ist ein gesunder Kreislauf. Bei uns Menschen sieht das anders aus. Unsere Nahrung stammt von überall auf der Welt, wird genetisch verändert und gespritzt. Sie unterliegt verschiedenen Umwelteinflüssen, wird verarbeitet, gekocht und mit allerlei Zusatzstoffen ergänzt. So richtig viel mit Natur hat das leider nicht mehr zu tun. Aber auch wegen möglicher Bakterien und Keimen gehören unsere verdauten Reste nicht in die Natur.

Die Bakterienbelastung in Urin ist deutlich geringer. Gesunde Menschen, die keine Medikamente einnehmen, können deswegen guten Gewissens in die Natur pinkeln. Wer jedoch Medikamente einnimmt, sollte das nicht tun. Wusstest du zum Beispiel, dass die im Urin enthaltenen Hormonrückstände der Anti-Baby-Pille sogar in Kläranlagen nicht komplett abgebaut werden können? Das führt teilweise zu enormen Schäden bei Fischen und Amphibien. Wenn der Urin von Anti-Baby-Pillen-Nutzerinnen also ungefiltert in die Natur gelangt, können die Auswirkungen um einiges stärker sein.

Eine Trockentrenntoilette ist zwar nicht die perfekte Lösung, meiner Meinung nach aber die beste Option für mobile Toiletten. Um einen Kreislauf zu schaffen, müssten wir unsere Feststoffe kompostieren und damit dann unser Gemüse düngen. Da das unterwegs meistens nicht geht, landen sie in der Restmülltonne. Den Urin entsorgt man am besten an Wohnmobil-Versorgungsstationen oder in öffentlichen Toiletten. Wer gesund ist und keine Medikamente einnimmt, kann den Inhalt des Urinkanisters auch, großflächig verteilt, in der Natur entsorgen. Aber auch hier ist ein gesunder Menschenverstand die Grundlage. Hochfrequentierte Plätze

 

Irrtum 4: Bambusgeschirr ist eine umweltfreundliche Alternative

Das im Camping-Bereich weitverbreitete Geschirr aus Melamin besteht aus Kunststoff, also nicht nachwachsenden Rohstoffen. Darüber gibt das Harz Schadstoffe an heiße oder säurehaltige Lebensmittel ab. Geschirr aus Bambus ist ebenso leicht, bruchsicher und außerdem aus einem schnell nachwachsenden Rohstoff. Was die meisten Hersteller*innen leider vergessen zu erwähnen: Das Holz wird mit Melamin gemischt, um es stabiler zu machen. Der Kunststoffanteil wird dadurch zwar reduziert, gleichzeitig verwendet man aber ein weit transportiertes Material, das nach der Verarbeitung nicht mehr recycelt werden kann. Melamin steht übrigens in der Kritik, da sich bei Kontakt mit heißen Lebensmitteln krebserregende Stoffe aus dem Material lösen können.

So richtig nachhaltig macht Bambusgeschirr unser Vanlife also nicht. Was sind die Alternativen? Es gibt zum Beispiel schönes Geschirr aus Holz, Emaille oder Edelstahl. Diese Materialien haben die gleichen Vorteile wie Bambusgeschirr. Im besten Fall findet man sein Campinggeschirr Second Hand oder packt einfach die Teller und Tassen ein, die man auch zu Hause verwendet.

 

Irrtum 5: Beim Vanlife kann man Müll nicht trennen

Ich weiß nicht, was es mit diesem Irrtum auf sich hat. Wer in Deutschland aufgewachsen ist, wird das Mülltrennen von Kindesbeinen an gelernt haben. Wieso vergessen wir das, sobald wir uns im Ausland befinden?

Meinen Erfahrungen nach kommen viele Reisende gar nicht erst auf die Idee, dass sie ihren Müll im Camper trennen können. Selbst wenn das aus Platzgründen nicht geht: Man kann den Müll auch in einem Eimer sammeln und erst an den Recyclingtonnen trennen. Albanien und Montenegro waren bisher die einzigen Länder auf unserer Reise, in denen wir keine Recyclingmöglichkeit finden konnten. Wir waren aber auch nicht lange genug dort, um uns zu informieren. In allen anderen Ländern mussten wir nie lange danach suchen und es bedeutet auch keinen großen Mehraufwand, den Müll getrennt zu entsorgen.

Wie wir in Griechenland Müll vermieden haben und wo er richtig recycelt wird, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst: 7 Tipps, wie du in Griechenland Müll vermeiden kannst

 

Nachhaltiges Vanlife ist gar nicht schwer

Hast du dich bei dem ein oder anderen Irrtum ertappt gefühlt? Das ist nicht schlimm!

Nachhaltiges Vanlife ist eine Reise. Es geht nicht darum, das Ziel bereits vor der Abfahrt zu kennen, sondern darum, den ersten Schritt zu wagen. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit werden wir immer wieder Fehler machen und das Navi wird uns auch sicher in die ein oder andere Sackgasse führen. Aber mit jedem Schritt werden wir zweifelhafte Aussagen und Gewohnheiten leichter erkennen und hinterfragen und neue Erkenntnisse gewinnen, die wir mit anderen teilen können. So wie ich es mit diesem Artikel versucht habe. Je mehr wir uns über Themen austauschen und Irrtümer auflösen, desto mehr können wir diese schöne Welt gemeinsam genießen. Wir alle lieben die Natur und möchten dazu beitragen, sie zu schützen. Das ist die beste Voraussetzung für nachhaltiges Vanlife.

 

Warst du dir dieser Fakten bereits bewusst?
Kennst du noch mehr Irrtümer?
Teile deine Erfahrungen mit uns!

Deine Mari

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UNSERE EMPFEHLUNGEN FÜR DICH:

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Dein Vanlust Team

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Kommentare (8)

  • Hey, mir fällt spontan noch 2 Irrtümer der Van Community ein. In meiner Stadt Köln stehen viele Fahrzeuge rum die nicht oft benutzt werden. Leider erfüllen diese Fahrzeuge auch oft nicht die neusten Abgasnormen. Ich finde das sollte auch diskutiert werden.

    • Hey Klaus,

      Danke dir und ja, das ist ein tolles und intensives Thema. Hier werden wir zukünftig in der Vanlust AKADEMIE einen Platz finden, um das zu diskutieren.

      Liebste Grüße

  • Ihr prangert hier Greenwashing an – aber tatsächlich tut ihr das mit diesem Artikel selbst!! Und das wisst ihr auch ganz genau – denn das, was man landläufig und auch ihr unter „Vanlife“ versteht, ist auf nachhaltige Art und Weise NIE möglich. Die eingzige Art, dies zu tun, wäre, im Van zu leben und damit nicht mehr als 2000 bis maximal 4000 Kilometer im Jahr zurückzulegen.

    • Stef, vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast natürlich vollkommen Recht, wie kann Vanlife nachhaltig sein!?
      Wenn du Vanlust ein wenig mehr folgst, weißt du bestimmt, dass es bei uns darum geht, vor allem Bewusstsein zu schaffen. Dieser Artikel soll kein Greenwashing darstellen, lediglich zum Nachdenken anregen.
      LG
      Marcus

  • Ihr versucht hier den Eindruck zu vermitteln, als seien es lediglich „5 Irrtümer“, die es verhindern, dass Vanlife auf nachhaltige Art und Weise möglich ist.
    Tatsächlich ist genau DAS klassisches Greenwashing! Die problematischsten Aspekte und tatsächlichen „großen Irrtümer“ innerhalb dieser selbstvergessenen Hype-Community der Vamliefer könnt ihr gerne in diesem sehr objektiven Beitrag nachlesen:
    https://www.bravebird.de/blog/warum-vanlife-nicht-nachhaltig-ist/

  • Noch ein Punkt ist, dass hier in der Stadt die Camper inzwischen quasi dauerhaft die Parkplätze belegen. Einen Stellplatz will man sich meist sparten und hat ihn gerne vor der Haustür. Dabei ist die Parkplatzsituation sowieso schon angespannt…aber die Bequemlichkeit siegt.

    Mein Fazit ist, dass Vanlifer sich gerne das grüne Mäntelchen umhängen, aber das Konzept an sich nicht unbedingt nachhaltig für die Gesellschaft ist.

    Grüße

    • Hey Mario, ich verstehe deine Sichtweise auf jeden Fall gut. Es ist absolut wichtig, dass wir ALLE bewusst an die ganze Sache ran gehen!

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